Tina von @free_venture im Interview über ihre Solo-Tour
Im Dezember 2022 haben wir uns das erste Mal mit Tina von @free_venture ausgetauscht. Da hat sie uns von ihrem Plan erzählt: Sie möchte von Köln nach Porto allein mit dem Gravelbike fahren. Das sind rund 2.600 km in 10 Wochen. Eine solche Solo-Tour erfordert vorab Planung des richtigen Equipments, eine sinnvolle Streckenplanung und vorbereitendes Training.
Uns hat das klare Ziel von Tina beeindruckt, weshalb wir Tina für die Verpflegung gleich die passende Ausrüstung zur Verfügung gestellt haben:
- Ein Kochset mit Spiritusbrenner, das CS985HA, um unterwegs zu kochen
- Einen Thermobehälter, den FJ750SC-SG, damit sie eine warme Mahlzeit auch mitnehmen kann und später noch immer heiß genießen kann.
- Ein passendes Besteck-Set aus leichtem Titan: TC4-TI
- Zwei Trinkflaschen, die durch ihr schmales Design, in die Fahrradträger passen: Eine Sporttrinkflasche, die DBS750PC-BK für den schnellen Einsatz und eine isolierte Trinkflasche, die WM700TL-S, um mit kühlen Getränken unterwegs für einen Frischekick zu sorgen.
Im März ist Tina dann mit ihrem knallgelben Fahrrad und vollen Radtaschen gestartet. Was sie während ihrer Solo-Tour gelernt hat und ob es besondere Herausforderungen gab – verrät sie uns in diesem Interview. 😉
Esbit: Tina, du hast dich im März entschieden, auf eine besondere Radreise zu gehen – ganz allein. Was hat dich dazu bewegt, auf dein Gravelbike zu steigen und über zwei Monate unterwegs zu sein?
Tina: Jasmin von @jasmin_boehm hat mich inspiriert. Sie ist mit ihrem Kind mit dem Fahrrad von Deutschland nach Istanbul gefahren und hat die Reise auf Instagram geteilt. Das war Anfang November 2022 und fünf Monate später machte ich mich selbst auf den Weg zu meinem Traumziel: Porto in Portugal.
Das Interessante ist, dass ich nicht lange gezögert habe und mich sofort an die Umsetzung gemacht habe. Ich hätte am liebsten sofort losfahren wollen, aber einerseits war es im Winter viel zu kalt fürs Bikepacking in Mitteleuropa und andererseits erforderte eine Bikepacking-Reise auch etwas Organisation.
Esbit: Wie hast du dich konkret auf die Tour vorbereitet?
Tina: Zur Vorbereitung gehörte zum einen das Training mit dem Rad an sich, aber zum anderen auch die Auswahl der richtigen Ausrüstung. Dafür habe ich unter anderem bei Globetrotter in Köln Beratung eingeholt und mich für ein Zwei-Personen-Zelt, eine Luftmatratze und einen kompakten Schlafsack entschieden. Aber auch das Thema Verpflegung war entscheidend: Wie fülle ich meine Energiereserven auf und was kann ich unterwegs zubereiten?
Es war klar, dass ich leichtes und kompaktes Equipment brauchte, um unabhängig zu sein und jederzeit eine warme Mahlzeit zubereiten zu können. Deshalb habe ich mich an Esbit gewandt. Ich hatte unter anderem das Spirituskochset CS985HA und mehrere isolierende Trinkflaschen dabei. Damit war ich gut ausgestattet.
Was das Training betrifft, bin ich leider ein schlechtes Vorbild, da ich aus zeitlichen Gründen nur wenige Gelegenheiten gefunden habe, mich auf die lange Radreise vorzubereiten. Und dennoch habe ich meinen Traum umgesetzt und mein Ziel erreicht!
Esbit: Konntest du dich schnell an das Camping-Leben mit Zelt, Luftmatratze und Spirituskocher gewöhnen?
Tina: Ich mag das Gefühl, alles Notwendige bei mir zu haben. Während meiner Reise habe ich gemerkt, dass man weniger benötigt als man oft vermutet. Daher bin ich gut mit meiner Ausrüstung zurechtgekommen.
Grundsätzlich sollte man eine solche Tour aber nicht unterschätzen. Besonders zu der Jahreszeit war es nachts noch sehr kalt. Je näher ich meinem Ziel kam, desto leichter fiel es mir jedoch, mich mit dem reduzierten Leben zu arrangieren.
Auf meinen mobilen Schlafplatz war Verlass. Allerdings habe ich auch nicht durchgehend im Zelt geschlafen. Zum Beispiel während zwei längeren Pausen, die ich auf meiner Reise eingelegt habe: Einmal in Zeeland mit meiner Familie und einige Wochen später in der Bretagne mit einer Freundin. Ab und zu bin ich in eine Ferienwohnung oder ein Zimmer eingekehrt, unter anderem um Wäsche zu waschen.
Esbit: Das klingt nach einer guten Abwechslung während der Reise. Bist du die gesamte Strecke mit dem Rad gefahren oder hast du auch Teilstrecken mit anderen Verkehrsmitteln zurückgelegt?
Tina: Ich war insgesamt 10 Wochen unterwegs und bin 2.600 km mit dem Fahrrad gefahren. Einen Teil der Tour habe ich mit einem Reisebus zurückgelegt. Die Entscheidung, die Tour mit dem Fahrrad zu unterbrechen und einen Teil der Strecke ab Frankreich mit dem Bus zu fahren, fiel mir nicht leicht. Aber im Nachhinein war es genau die richtige Entscheidung für mich.
Auf dem Weg von den Niederlanden nach Frankreich war es immer wieder sehr stürmisch und kalt, sodass ich schon nach der ersten größeren Etappe so erschöpft war, dass ich fast aufgegeben hätte. Das wollte ich aber nicht, denn ich sehnte mich sehr nach meinem Ziel: der Wärme und Sonne in Porto.
Esbit: Eine solche Reise ist nicht immer einfach, das merkt man auch an deinen Erzählungen. Umso wichtiger ist es, dass man sich auf seine Ausrüstung und das Fahrrad verlassen kann. Die Taschen bieten aber wenig Platz für Kleidung, Ausrüstung oder andere wichtige Dinge. Was hattest du dabei und wie schwer waren deine Fahrradtaschen?
Tina: Fun Fact: Am 26. März bin ich in Köln das erste Mal mit gepackten Taschen an meinem Bike gefahren. Und an diesem Tag begann meine Tour! Das genaue Gewicht der Taschen habe ich daher nicht gewogen.
Für mich kann ich sagen, dass ich sehr gut gepackt und eine gute Auswahl an Ausrüstung und Kleidung getroffen habe. Ich hatte zum Beispiel für jede Situation passende Kleidung dabei, da ich im Winter in Deutschland gestartet bin und im Sommer in Portugal ankam. Ich empfehle besonders Kleidung aus oder mit Merinowolle. Leichte und kompakte Ausrüstung war ebenfalls wichtig, damit die Taschen handhabbar blieben und mehr Platz für Verpflegung blieb.
In meinen Taschen war zum Beispiel:
- Meinen Schlafplatz: Zelt, inklusive Luftmatratze und Schlafsack
- Wechselkleidung für den nächsten Tag
- Ein Taschenmesser für jede Situation
- Eine Stirnlampe für die Abendstunden
- Eine Powerbank und ein Solarpaneel, um den Handyakku aufzuladen
- Die Esbit Ausrüstung, für die Verpflegung unterwegs
- Ein Notfall-Kit, um mein Rad reparieren zu können
Esbit: Apropos: Während einer längeren Reise ist es besonders wichtig, die Verpflegung gut zu planen. Wie hast du das organisiert?
Tina: Ich hatte immer eine Notfallration bei mir: eine Tüte mit Weingummi, also etwas, das schnell Zucker liefert. Außerdem hatte ich Energie-Riegel dabei, die eine Mahlzeit ersetzen können, in einer kleinen Tasche am Rahmen. Als Start in den Tag habe ich mir meistens einen Protein-Shake vorbereitet und in der isolierten Trinkflasche mitgenommen. Für längere Pausen griff ich oft auf kohlenhydratreiche Nahrung zurück, zum Beispiel Nudeln mit Sauce. Das konnte ich schnell und einfach im Kochset zubereiten.
Generell habe ich auf meinen Körper gehört und mich nach Bedarf verpflegt. Dank meiner Planung und Routinen in der Verpflegung konnte ich anhalten, wann und wo ich wollte, um entweder einen Snack oder eine warme, frische Mahlzeit zu genießen. Diese Unabhängigkeit von lokalen Angeboten habe ich sehr genossen – durch eurer Equipment war ich super flexibel während der gesamten Tour.
Esbit: Das klingt super! Aber zurück zu deiner Radtour. Von Köln bis nach Porto – ziemlich weit. Wie viele Kilometer bist du täglich gefahren und welche Orte sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Tina: Die Etappen waren unterschiedlich lang, aber ich bin immer zwischen 50 und 130 km pro Tag gefahren. Ich hatte mir am Anfang vorgenommen, mir keine festen Tagesziele zu setzen und einfach so weit zu fahren, wie ich kann. Ich habe es mir jedoch auch erlaubt, an einem schönen Ort zu bleiben, wenn ich dort angekommen bin. Dieser Plan, nichts zu planen, ging auf.
Besonders gut gefallen haben mir die Radwege in den Niederlanden. Sie sind gut ausgebaut, es gibt kaum Höhenunterschiede und die Landschaft ist wunderschön. Vor allem für Einsteiger sind die Niederlande daher ein gutes Ziel.
Emotional gesehen war das Highlight meiner Reise die Ankunft in Porto. Die Busreise ab Frankreich war sehr anstrengend und lang, sodass ich aus dem Bus stieg und mich das Glück überwältigte. Ich stand auf der Ponte inf d Henrique und hatte einen tollen Blick über die Stadt. In dem Moment dachte ich: „Tina, du hast es geschafft, du bist in Porto angekommen.“
Die Stadt Peniche hat mich überrascht, da ich bisher nur die Algarve in Portugal kannte. Aber auch die Euro-Velo-Route entlangzufahren war ein absolutes Highlight – man fährt einen großen Teil der Strecke direkt an der Küste entlang!
Esbit: In deinen Stories auf deinem Instagram-Account free_venture konnten wir deine Reise verfolgen. Wir haben viele Höhepunkte gesehen, aber es gab auch Schwierigkeiten. Welchen Tipp würdest du Personen geben, die eine ähnliche Tour planen?
Tina: Grundsätzlich würde ich eine solche Tour immer empfehlen. Ich habe viel über mich selbst gelernt und bin über mich hinausgewachsen. Ob allein oder zu zweit, es gibt unterschiedliche Herausforderungen und Vorteile. Zu zweit muss die Chemie stimmen, denn man muss sich immer absprechen, ob man weiterfährt oder wo man sein Etappenziel für den Tag setzt.
Während meiner Solo-Tour habe ich besonders genossen, dass ich allein entscheiden konnte und unabhängig war. Allerdings habe ich immer darauf geachtet, dass mein Handy-Akku genug geladen war, da ich manchmal viele Kilometer allein auf der Straße fuhr. Im Notfall war ich auf mich allein gestellt.
Und mein Tipp: Plant nicht zu viel. Natürlich kann man sich vorab Etappenziele setzen, aber meine Erfahrung zeigt, dass sich Pläne schnell ändern können. Ein kleines Notfall-Reparatur-Set war für mich ebenfalls wichtig, da ein Fahrrad auf so vielen Kilometern auch mal Probleme machen kann. Ich hatte insgesamt drei Pannen.
Aber vor allem: Genießt es, unterwegs zu sein. Beim Bikepacking ist der Weg das Ziel. Haltet die Augen offen, während ihr unterwegs seid, denn oft entdeckt man die schönsten Ziele und Orte erst während der Fahrt.
Esbit: Hat dich die Reise verändert, und wenn ja, wie?
Tina: Ich habe schnell gelernt, dass man Schritt für Schritt vorankommt. Vor der Reise hatte ich viele Ideen, die ich am liebsten alle gleichzeitig umsetzen wollte. Unterwegs wurde mir jedoch klar, dass man die Dinge nacheinander angehen muss. Ich habe auch gelernt, Problemen offen zu begegnen. Nicht sofort in Verzweiflung zu geraten, sondern einmal tief durchzuatmen und dann mit einem klaren Kopf nach einer Lösung zu suchen.
Während der Pannen mit meinem Rad musste ich diesen Ratschlag selbst befolgen.
Esbit: Hast du schon die nächste Tour geplant?
Tina: Ich war gerade erst mit meiner Tochter mehrere Tage mit dem Rad unterwegs, das war sehr schön. Anschließend waren wir mit meiner Familie auf einer Campingreise. Wir haben eine Rundreise durch Süddeutschland mit unserem SUV und einem Dachzelt gemacht. Das war zwar keine Bikepacking-Reise, aber natürlich hatten wir auch die Räder dabei. Ich freue mich vor allem darüber, dass meine Familie diese abenteuerlichen Urlaube mit mir gemeinsam erlebt. Das Fernweh hat mich gepackt, und ich vermisse es jetzt schon, neue Orte kennenzulernen.
Im Herbst geht es noch einmal nach Portugal – aber wieder mit dem Auto, einem Dachzelt und Campingausrüstung.
Esbit: Und eine letzte Frage haben wir noch: Was ist schwieriger – losfahren oder zurückkommen?
Tina: Zurückkommen – ich hätte sofort wieder losfahren können. Ich wollte meine Familie wiedersehen und bei mir haben, aber ich wäre gerne direkt wieder mit meiner Familie losgefahren. Diesen Wunsch werden wir bald erfüllen.
Esbit: Vielen Dank für diesen spannenden Einblick in deine Solo-Radreise, deine Erfahrungen und die Tipps. Wir haben nun Fernweh und freuen uns auf deinen nächsten Reisebericht!